Donnerstag, 14. August 2014

Rezension: Voll Dampf von Ingo Schulze & André Skora (Hrsg.)


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Gebunden € 11,90


Kindle eBook € 3,99


Amrûn VerlagIngo Schulze / André Skora

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Gebundene Ausgabe: 180 Seiten
Verlag: Amrun Verlag; Auflage: 1 (21. Juni 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3944729153
ISBN-13: 978-3944729152
ASIN: B00L9RL9F8

Eine Steampunk-Anthologie unter Volldampf. Neun Autoren erzählen äußerst unterschiedliche Geschichten des Genres und konnten mich alle überzeugen. Steampunk aus Deutschland lebt und ist facettenreicher als erwartet.

Bevor ich auf die einzelnen Geschichten eingehe, erst einmal mein allgemeiner Eindruck. Den beiden Herausgebern ist es gelungen einige bekannte Autoren für die Anthologie zu gewinnen. Es geht oft um Luftschiffe, viele dampfgetriebene Maschinen und Gerätschaften tauchen auf und ein Großteil spielt in Deutschland, bzw. hat mit dem Kaiserreich zu tun. Alles andere ist unterschiedlich und überraschend und reicht von Science Fiction über Cthulhu bis hin zu Golems und Maschinenmenschen. Krimi, Military-Steampunk, Teslapunk und Abenteurer gehören dazu und bilden dadurch einen gelungenen Überblick über das Genre.
Was mir fehlt sind kurze Erläuterungen der Autoren zu sich und ihren Geschichten. Diese wenigen Extra-Seiten hätten nicht geschadet und für Hintergrundwissen und weitere Leseanregungen gesorgt.
Dafür gibt es ein faszinierendes Vorwort der Raum-Zeit-Kapelle Drachenflug. Sie können nicht nur gute Musik spielen, sondern auch ein ausgefallenes Vorwort zu Papier bringen.

Die Autoren und ihre Geschichten:

Thorsten Küper - Valerius von Arbogast und sein fabelhafter Krakun

Thorsten Küper, alias Kueperpunk, Jahrgang 69, Herner  und vieles mehr:
Autor, Blogger, Knippser, Filmemacher, Vorleser, Gelegenheits-Poetry Slammer, Transhumanist, Realavatar, Cyberpunk, Netzbürger, Querdenker, SecondLife Bewohner.
In den letzten Jahren habe ich Kurzgeschichten für Magazine und Anthologien,  Artikel über Kunst, Kultur und virtuelle Realität und satirische Text geschrieben.
Die Begeisterung fürs Web, für Blogs und Metaversen lässt mich seit einem Jahrzehnt nicht mehr los.


Ein Illusionist und sein Krakun unterwegs auf einem gewaltigen Flugschiff. Ein Kurzauftritt Darwins und eine Geschichte, die zu einem meiner Lieblingsautoren des frühen 20. Jahrhunderts führt. Was will man mehr. Ein rundum gelungener Einstieg ins Buch und Charaktere, von denen man mehr lesen will.


Frank Hebben - Schwarzfall

Frank Hebben, 1975 in Neuss geboren. Zeilensticker, Werbetexter - Magister der Germanistik/Philosophie.

Hat jahrelang in Düsseldorf zwischen Kunst und Chaos gehaust, lebt seit 2009 friedlich und frei in Bielefeld, mit Sonne, Zwielicht und Schatten.




Schwarzfall ist eine Teslapunk-Dystopie im Reportagestil. Was passiert mit der Menschheit, wenn die Teslatechnik versagt? Eine Frage, die sich natürlich auch auf unsere Zeit übertragen lässt und nicht wirklich positive Schlussfolgerungen erlaubt. Eine Geschichte zum Nachdenken und Mitspekulieren.


Matthias Falke - Die spektakuläre und heldenmütige
Entführung der originalgetreuen Lokomotive Emma

Matthias Falke (* 1970 in Karlsruhe) ist ein deutscher Schriftsteller, Herausgeber und Übersetzer. Nach seinem Abitur am Lessing-Gymnasium in Karlsruhe und dem Grundwehrdienst bei der Luftwaffe studierte er von 1991 bis 1999 an den Universitäten Karlsruhe und Freiburg/Breisgau Musikwissenschaft, Literaturwissenschaft und Philosophie. Seine Magisterarbeit schrieb er über 'Max Bruch's Symphonien'. Falkes Drama "Kassandra-Szenen" wurde beim 1. Autorenwettbewerb des Karlsruher Sandkorn-Theaters am 7. Juli 2007 mit dem Publikumspreis ausgezeichnet.
Ein bisschen gewundert habe ich mich schon, warum diese Geschichte in der Anthologie gelandet ist. Für mich ist sie eher reine Science Fiction. Sie spielt in der Zukunft, in der eine kleine Gruppe versucht eine Lokomotive zu stehlen. Diese ist natürlich dampfgetrieben, aber alles andere ist hochtechnisch, wenn nicht sogar außerirdisch. Trotzdem hat es mir sehr viel Spaß gemacht, die Geschichte zu lesen. Ein spannender Ausflug in eine andere Welt, die gerne ausgebaut werden darf.


André Wiesler - Mach mal Dampf


André Wiesler wurde 1974 in Wuppertal geboren, wo er bis heute mit seiner Frau Janina und seinem Sohn Lorenz lebt und arbeitet. Er ist als Autor für phantastische Romane, Spieleentwickler, Marketing- und Social-Media-Berater, Lesekomiker, Übersetzer und Slam-Poet tätig. Außerdem unterrichtet er SchülerInnen jeden Alters in der Kunst, vor allem aber im Handwerk des Schreibeens. In seiner Freizeit spielt er Rollen- und Brettspiele und betreibt Mixed Martial Arts

Military-Steampunk. Es herrscht Krieg und Soldaten kämpfen in dampfgetriebenen Kampfanzügen. Der mit der mächtigeren Maschine gewinnt, oder vielleicht doch nicht. Egal was der Mensch erfindet, solange er selbst mit im Spiel ist klappt nicht immer alles so wie geplant. Eine spannende und actionreiche Geschichte mit interessantem Ende.


Peter Hohmann - Träum weiter

Peter Hohmann, geboren, aufgewachsen und wohnhaft in Freising, wo er als Gymnasiallehrer für die Fächer Sport und Englisch arbeitet. Liest, sportelt, spielt Schlagzeug, Hauptsache, er muss nicht nichts tun. Oszilliert zwischen Perfektionismus und Chaos, überschäumendem Tatendrang und Prokrastination.
Schreibt, weil es zum einen die einzige Tätigkeit ist, bei der er längere Zeit stillsitzen kann, zum anderen, weil man eine leere, in jungfräulichem Weiß erstrahlende Seite, die nach Beschriftung lechzt, einfach nicht ignorieren darf.

Eine erstklassige Geschichte über einen deutschen Zeppelin, der gegen Rebellen eingesetzt werden soll. Doch diese halten davon natürlich gar nichts und versuchen die Pläne zu durchkreuzen. Erzählt wird die Geschichte aus Sicht eines Reporters, der über den Start der neuen technischen Errungenschaft berichten soll. Dass er dabei mitten in das Abenteuer seines Lebens schlittert, kann er natürlich nicht ahnen.


Marco Ansing - Volldampf zu den Sternen

Marco Ansing wurde 1981 in Gießen (Hessen) geboren. Schon während seiner Schulzeit begann er mit dem Schreiben von Fantasy und dichtete mehrere Balladen. Nach seinem Studium der Geschichte und Politik an der Universität Kiel, nahm er seine Doktorarbeit im Fach Geschichte in Angriff. Trotz der intensiven Arbeit, blieb seine Leidenschaft für die Phantastik bestehen und so veröffentlichte er seine ersten Kurzgeschichten, u.a. im Genre Science-Fiction. Daneben verfasste er mehrere Märchen für Kinder.
Eines seiner großen Hobbys ist das Schreiben von Hörspielskripten. Gemeinsam mit dem Hörspielprojekt veröffentlichte er mehrere Produktionen, in denen er Regie führte und teilweise selbst mitsprach.
Ende 2010 gehörte er mit der Geschichte "Ich bin der Schmerz" zu den Gewinnern der Story-Olympiade.
Zurzeit lebe er in Hamburg.
Die Geschichte wird in Form von Artikeln eines Reporters erzählt. Er gerät in Hamburg an Mechanauten, die ihn als lebendes Versuchsprojekt für ihre Reise zu den Sternen benutzen wollen. Ein aberwitziger Plan, den man besser durchkreuzen sollte, wenn einem das eigene Leben lieb ist. Auch wenn man durch die Artikel ahnt, dass es gut ausgehen muss, eine spannende Geschichte auf eigene Art erzählt.


Achim Zien - Ein Gott über den Wolken



Ein Golem an Bord eines Luftschiffs, das verspricht Ärger. Und davon gibt es nicht zu wenig. Actionreich wird ums Überleben gekämpft und eine kleine Pfeife spielt dabei eine wichtige Rolle. Zum Mitfiebern und Träumen vom Flug über den Wolken.


Jan-Tobias Kitzel - Blechschicksal


Jan-Tobias Kitzel, Baujahr 1980 aus Ahaus (Münsterland). Nach einem Studium des Wirtschaftsrechts arbeitet er mittlerweile als Teamleiter in einer Kreditentscheidungs-Abteilung einer Bank und wohnt samt Frau in Bochum.
Zum Schreiben kam er über das LodlanD-Rollenspiel und Texte im Envoyer-RPG-Magazin. Von reinen Rollenspieltexten ging es dann über zu Kurzgeschichten und Romanen.
Sein erster Roman "Flammenmeer" stammt aus der Shadowrun-Reihe (Cyberpunk-SF).
Seine Erzählungen sind meist im SF-Genre zu verorten. Angetan haben es ihm insbesondere Dystopien. Oder er lässt mal wieder die Welt untergehen. So auch in seinem neuen Roman "Froststurm", der im Mai 2013 im Begedia-Verlag erschienen ist oder der Kurzgeschichten-Sammlung "Frostzeit".

Eine Detektivgeschichte, die uns zu einer mechanischen Frau führt. Klasse mit schönem Ende, einigen Überraschungen und einem Schnüffler, dem man gerne folgt. Eine Geschichte ganz ohne Luftschiffe.


Peer Bieber - Natürliche Auslese




Peer Bieber. Geboren 1980 in Cuxhaven, bin ich während des Studiums in Göttingen zum Schreiben gekommen. Nachdem ich mich zuerst nur in meinem Blog [http://sirdoomsbadcompany.wordpress.com/] ausgetobt habe, kam ich als Fan schnell darauf etwas im Shadowrun-Universum zu schreiben und es beim Verlag einzureichen. Und plötzlich war ich Shadowrun-Autor.
Seitdem habe ich an über zwanzig SHADOWRUN Regelwerken und Quellenbüchern mitgeschrieben und nebenbei auch noch an SPACE GOTHIC mitgearbeitet, wobei ein Ende bei SHADOWRUN nicht absehbar ist.
Im März 2013 habe ich dann eine Kurzgeschichte in der deutschen Cyberpunk-Anthologie FIEBERGLASTRÄUME platzieren können. 2014 folgte ein Betrag für die Steampunk-Anthologie VOLL DAMPF.

Schottische Luftschiffe in Südamerika, Vampirtintenfische und spanische Gegner. Ein Luftkampf, der mitreißt und viel zu schnell endet, so dass man ziemlich atemlos das Buch beendet.


Fazit:

Neun unterschiedliche Geschichten, die ein breites Spektrum abdecken und alle auf ihre eigene Art glänzen können. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, sie zu lesen und in die unterschiedlichen Szenarien einzutauchen, hinter denen Welten stecken, die es sich zu entdecken lohnt. Die Anthologie ist ein guter Einstieg ins Steampunk-Genre und präsentiert Autoren, die man sich merken und deren andere Werke man sich ruhig zu Gemüte führen sollte. Steampunk lebt in Deutschland und hat eine breite Basis, die ihre Tentakeln in die unterschiedlichsten Genre-Richtungen ausstreckt. Ein Buch, das Lust auf mehr macht und hoffentlich viele Leser dazu anregt, mehr Steampunk zu lesen. Ein Kurzgeschichtensammlung für Neueinsteiger und alte Hasen, die sich gerne durch wenigen Seiten für eine Geschichte faszinieren lassen wollen.



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