Montag, 25. November 2013

Lesung: Stephen King - Doctor Sleep


Stephen King, der Master of Horror, stattete Deutschland seinen ersten Lesungsbesuch ab. Nach dem Circus Krone in München war am 20.11.2013 das CCH in Hamburg sein Ziel. Wir konnten nicht widerstehen und hatten uns so früh wie möglich Karten für dieses einmalige Event gesichert. Stephen King außerhalb seines heimischen Schreibzimmers zu finden, ist durchaus selten, obwohl er ein sehr unterhaltsamer Erzähler und Unterhalter ist und hoffentlich in Zukunft noch mehrere solcher Tourneen machen wird.

Da es nicht unser erster Besuch des CCH war, gab es keine Probleme, dessen Parkhaus rechtzeitig um kurz nach sieben zu erreichen. Nach einer schnellen Orientierungsrunde in der großen Halle machten wir uns auf Richtung Veranstaltungssaal. Die Karten wurden am Beginn der Rolltreppe kontrolliert und an deren Ende erhielten wir jeweils ein ominöses Bändchen fürs Handgelenk überreicht, das später noch eine wichtige Rolle spielen sollte.

Der Büchertisch mit so gut wie allen Bänden
war schon sehr gut umlagert, genau wie die anderen Verkaufsstände und es war eine allgemeine freudige Erwartung zu erkennen. Noch konnte man auch die englische Originalfassung von Doctor Sleep erstehen, was nach der Lesung leider nicht mehr möglich war. Da war wohl etwas knapp geplant worden. Es hieß auch, dass ein kleines Kontingent signierter Exemplare zu erstehen sein sollte, von dem auch noch nichts zu sehen war. So ließen wir Bücher Bücher sein und begaben uns ein Stockwerk höher, um auf den Einlass zu warten.

Dieser begann dann auch ca. 20 Minuten vor Beginn und wir nahmen gemütlich unsere Plätze am Rand der Reihe ein. Der Saal füllte sich zügig mit den rund 3500 Gästen und eigentlich hätte es schon losgehen können. So zogen sich die Minuten etwas, wir durften sehr "interessanten" und viel zu lauten Gesprächen aus der Reihe hinter uns lauschen und ich beschäftigte mich mit fotografieren. Schließlich ging das Licht aus und die Show konnte beginnen.

Die Fotografenmeute wartete schon vor der Bühne und musste noch etwas ausharren, da erst einmal Ingo Zamperoni, seines Zeichens Tagesthemen-Moderator, die Bühne betrat und die Vorstellung übernahm. Ein bisschen konnte man ihm anmerken, dass diese Veranstaltung auch für ihn etwas Besonderes war. Zum Glück ließ er uns nicht allzu lange warten und endlich war die Zeit gekommen, dass Stephen King eher schüchtern den Weg zur Mitte und direkt in die Arme der Presse beschritt. Dieser gehörten nun die nächsten fünf Minuten, in denen wir alle mit Blitzlicht fotografieren durften und die ich auch nutze, um schnell vorzustürmen, um ein paar Aufnahmen aus nächster Nähe zu machen.


Man merkte Stephen King an, dass dies keine alltägliche Situation für ihn war, er überspielte sie aber gekonnt, indem er anbat, zu strippen, sich wunderte, dass er in seinem Alter noch so ein tolles Fotomotiv bietet, das Blitzlichtgewitter mit dem bei den Backstreet-Boys verglich und sich das Buch schnappte, mit ihm posierte und schließlich unmissverständlich andeutete, dass es doch langsam genug sei. Ich und der fotografierende Rest begaben uns also zurück an die Plätze.

Der erste lockere Gesprächsabschnitt wurde im Stehen abgehalten. Ingo Zamperoni stellt Fragen zu Stephen Kings Bezug zu Deutschland und warum wir hier so lange auf ihn wartenmussten. Die Gebrüder Grimm, die Gruseltradition, "alles mit Schlag" und Titel der deutschen Ausgaben, vor allem "Esssssssssss", waren weitere Themen.  Da es die erste Viertelstunde noch beim Hamburger Abendblatt anzusehen gibt, muss ich gar nicht so viel erzählen. Ihr könnt euch selbst von Stephen Kings ersten Minuten überzeugen.

Schließlich wendete man sich Doctor Sleep zu. Eigentlich schreibt Stephen King keine Fortsetzungen, da man dabei als Autor dank der Erwartungshaltung der Leser fast immer nur verlieren kann. Bei Shining ist dies jedoch nun etwas anderes, da er über die Jahre immer wieder daran dachte, was aus Danny Torrence geworden ist. Da auch Fans diese Frage stellten, kam ihm schließlich die Idee zu Doctor Sleep, eine Geschichte, die sich allerdings stark von Shining unterscheidet. Nachdem Ingo Zamperoni eine mehr oder minder am Original orientierte übersetzte Zusammenfassung des Gespräches, die man sich meiner Meinung nach komplett hätte sparen können, wiedergegeben hatte, endete der erste Abschnitt.


Während Ingo Zamperoni, der übrigens sehr gut auf die Gespräche vorbereitet war und viel Hintergrundwissen in seine Übersetzungen und Antworten einfließen ließ, im Sessel Platz nahm, schnappte sich Stephen King sein Ipad, das zum Glück funktionierte, und begann mit der Lesung aus dem Buch.

Er liest aus dem Kapitel "Ein Auftrag für Doctor Sleep". Mucksmäuschenstill hängen wir an seinen Lippen und lauschen, wie er uns gekonnt seine Geschichte vorträgt. Gestenreich und betont sorgt Stephen King dafür, dassdie Zeit viel zu schnell verfliegt, und wir erfahren, wie Danny dank seiner speziellen Begabung dabei ist einem Menschen den Aufbruch zu seiner letzten Reise erleichtert.

Es fällt durchaus schwer sich zu lösen und so geht es, nachdem Stephen King Platz genommen hat, auch erst einmal um den Tod, Danny Torrence und dessen Begabung. Stephen King hat selbst inzwischen weniger Angst vor dem Tod als in seinen 20ern, weil er ja doch schon einiges erlebt hat. Früher hätte noch die Frage im Raum stehen können, was er wohl sonst noch alles geleistet hätte. Heute sei diese Frage ja schon beantwortet. "Ich hasse es, dass Jimmy Hendrix, Janis Joplin und Kurt Cobain gestorben sind.", platzt es aus ihm heraus. Er plant aber trotzdem mindestens 130 Jahre alt zu werden. Man merkt, dass es ihm inzwischen Spaß brachte, über sich und sein Leben zu erzählen und die anfängliche Scheu verflogen war. Auch weiß er, wem seine Aufmerksamkeit zu gelten hat, da er sich bei seinen Antworten auf die Fragen des Moderators doch mehr dem Publikum als seinem Gesprächspartner zuwandte.

Der nächste Leseabschnitt stand bevor, doch diesmal durfte sich Stephen King ausruhen und selbst zum Zuhörer werden. David Nathan, die deutsche Stimme Johnny Depps, Christian Bales und vieler anderer, hat das Hörbuch zu Doctor Sleep eingelesen und durfte nun einen kurzen Abschnitt aus "Mama" vorlesen. Eine Stimme zum Träumen, auch wenn die vorgelesene Situation eher unangenehm ist.

Es geht um ein kleines Kind, dass von seiner Mutter dank Drogen und Alkohol vernachlässigt wird und Danny, der nichts unternimmt. Zwar plagen ihn ein paar Gewissensbisse, aber die Sucht gewinnt. Unter anhaltendem Applaus endete David Nathans Auftritt, der von Stephen King sehr gelobt wurde und wir wendeten uns wieder dem Zwiegespräch zu.

Es geht um Stephens eigene Alkohol- probleme, die ihn in der Zeit, als er Shining geschrieben hatte, beherrschten. Damals wusste er noch nicht, was auf Anti-Alkoholiker Meetings passiert und welche Hilfe sie bieten und so konnte er sie erst jetzt in seiner Geschichte verarbeiten. Dabei geht er ganz offen mit seiner Situation um, plaudert von seinen Erfahrungen und den Folgen.

Auch dieser Abschnitt geht viel zu schnell zu Ende und es beginnt der letzte mit Fragen und Antworten.

Zuerst stellt Ingo Zamperoni drei Fragen, die über Facebook und Twitter von Heyne gesammelt wurden, bevor mit Spotlight drei Zuschauer Fragen stellen durften. Für mich waren es verschenkte Minuten, die durchaus mit sinnvollerem Inhalt hätten gefüllt  werden können. Dazu passt, wie Stephen King selbst auf Ingo Zamperonis abschließende Frage, ob ihm denn an diesem Abend eine Frage gestellt wurde, die er nie zuvor gehört hatte, mit einem klaren und schlichten "No" beantwortete.

Damit ging dann der Abend langsam zu Ende. Das Geheimnis um die Bändchen wurde gelüftet. Jeder, der einen grauen Verschluss hatte, hatte das Anrecht, eine signierte Ausgabe zu kaufen, während der Rest beim Kauf eines Buches eine kleine Grußkarte erhält.

Schließlich schnappte Stephen King sich nach runden zwei Stunden sein Ipad, verbeugte sich unter donnerndem Applaus und Standing Ovations und verließ die Bühne. Der beeindruckende Auftritt eines Autors, der viele Menschen bewegt und beeinflusst hat. Und es bleibt der Eindruck, dass er wirklich jemand ist, den man gerne als Nachbar hätte, auch wenn dies sicherlich zu einigen Albträumen führen würde.


Nachdem wir uns langsam wieder gefasst hatten, ging es ab in Foyer und zum Büchertisch. Die signierten Bücher gab es in einem speziell abgesperrten Bereich, den wir dank weißer Clips nicht betreten konnten. Dafür ging es an den normalen Büchertisch und den Erwerb der deutschen Ausgabe, da die englische wie vorher erwähnt, vergriffen war. Zufrieden, glücklich und beeindruckt ging es an die Heimfahrt und das Verdauen der vielen Eindrücke. Ich bin froh, dabei gewesen zu sein und falls Heyne Stephen King beim nächsten Buch wieder zu einem Abstecher nach Deutschland überreden kann, bin ich sicher wieder mit dabei, denn so schnell werden dem Altmeister des Horror die Ideen und Geschichten nicht ausgehen.

Weitere Bilder findet ihr hier.


Buchvorstellung:


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Broschiert € 22,99


Kindle eBook € 18,99


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Heyne Verlag

Stephen King


Über den Autor:

"Carrie", "The Shining", "Misery" - es gibt wohl nur wenige Leser oder Kinogänger, die nicht zumindest eine dieser drei Horrorgeschichten von Stephen King kennen. Einen internationalen Bestseller nach dem anderen legt der 1947 in Maine geborene Autor vor. Und nicht wenige davon wurden auch erfolgreich verfilmt. So spektakulär die Geschichten sind, so bürgerlich klingt Kings Werdegang. Nach Schule, Universität und früher Heirat arbeitete er zunächst als Englischlehrer. Seiner Passion fürs Schreiben ging er abends und am Wochenende nach, bis ihm der Erfolg seiner ersten großen Geschichte, "Carrie", erlaubte, ausschließlich als Schriftsteller zu leben. Der Rest ist Legende. King hat drei Kinder und bereits mehrere Enkelkinder und lebt mit seiner Frau Tabitha in Maine und Florida.

Kurzbeschreibung:

Die große Fortsetzung von "Shining"

Auf Amerikas Highways ist eine mörderische Sekte unterwegs. Sie hat es auf Kinder abgesehen, die das Shining haben. Stephen King kehrt zu den Figuren und Szenerien eines seiner berühmtesten Romane zurück: Der Dreirad fahrende kleine Danny, der im Hotel Overlook so unter seinem besessenen Vater hat leiden müssen, ist erwachsen geworden. Aber die Vergangenheit lässt ihn nicht los, und wieder gerät er in einen Kampf zwischen Gut und Böse. Die zwölfjährige Abra hat das Shining. Kann er sie retten?

Nur mühevoll kann Dan Torrance die Schrecken verarbeiten, die er als kleines Kind im Hotel Overlook erlitten hat. Obendrein hat er die Suchtkrankheit seines besessenen Vaters geerbt und nimmt daher fleißig an Treffen der Anonymen Alkoholiker teil. Seine paranormalen Fähigkeiten – das Shining – setzt er nun in seinem Beruf ein: In einem Hospiz spendet er Sterbenden in ihren letzten Stunden Trost. Man nennt ihn liebevoll Doctor Sleep. Währenddessen ist in ganz Amerika eine Sekte auf der Suche nach ihrem Lebenselixier unterwegs. Ihre Mitglieder sehen so unscheinbar aus wie der landläufige Tourist – Ruheständler in Polyesterkleidung, die in ihr Wohnmobil vernarrt sind. Aber sie sind nahezu unsterblich, wenn sie sich vom letzten Lebenshauch jener Menschen ernähren, die das Shining besitzen. Das Mädchen Abra Stone besitzt es im Übermaß und gerät ins Visier der mörderischen Sekte. Um sie zu retten, weckt Dan die tief in ihm schlummernden Dämonen und ruft sie in einen alles entscheidenden Kampf.

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2 Kommentare:

  1. Sehr schöner Bericht, vielen lieben Dank! Ich konnte leider nicht hinfahren, weil es einfach zu weit ist. Wie groß der Saal ist, das hätte ich auch nicht gedacht :) Da hat er wohl mehr Fans als er dachte.
    Das mit den grauen Armbändchen verärgert mich jedoch zutiefst. Waren das, wie ich annehme, diejenigen, die sich auch eine teure Karte leisten konnten?

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    1. Ja, bei zwei Terminen in Deutschland ist die Chance groß, das es zu weit weg ist. Ich glaube, er weiß schon, dass er viele Fans hat und vielleicht hat ihn gerade das abgeschreckt schon vorher auf so eine Promotour zu gehen. Außerdem meint er, Länder, die er besucht, zumindest mit einigen Worten in der Landessprache verstehen zu müssen, wodurch das Bitte, Danke, mit Schlag zustande kam :)
      Da wir anfangs ja noch nicht wussten, was es mit den Bändchen auf sich hatte, ist es schwer nachvollziehen, wer nun welche bekommen hat. Auffällig war nur, dass am Eingang wir an der Rolltreppe standen und vor uns nach Kontrolle der Karten welche auf die Treppe umgelenkt wurden. Ob da ein Zusammenhang besteht, weiß ich natürlich nicht, deutet aber darauf hin, dass gefiltert wurde.

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